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In einer Welt, die von ständigen Veränderungen und Unsicherheiten geprägt ist, wird die Fähigkeit, flexibel zu bleiben und gleichzeitig resilient zu sein, zu einem entscheidenden Faktor für Unternehmen.
Organisationale Resilienz beschreibt genau diese Fähigkeit eines Unternehmens: nicht nur Störungen zu überstehen, sondern gestärkt aus ihnen hervorzugehen.
In diesem Beitrag beleuchte ich einige der wesentlichen Grundlagen organisationaler Resilienz genauer, schlüssle ich operative Aspekte davon auf, zeige auch die Bedeutung von Qualitätsmanagement als Grundlage dafür auf und fasse wesentliche Vorteile organisationaler Resilienz für Unternehmen zusammen.
Was bedeutet organisationale Resilienz?
Organisationale Resilienz ist mehr als nur Krisenbewältigung. Sie ist die Fähigkeit eines Unternehmens, auf Veränderungen, Störungen und Krisen flexibel und effektiv zu reagieren und sich kontinuierlich an neue Umstände anzupassen.
Es geht darum, die Herausforderungen zu meistern und gleichzeitig die Chance zu nutzen, aus diesen Erfahrungen zu lernen und als Organisation zu wachsen. Eine resiliente Organisation ist proaktiv, anpassungsfähig und reaktionsfähig. Sie versteht es, sowohl die internen als auch externen Faktoren, die ihre Umgebung beeinflussen, ganzheitlich zu managen.
Gestaltungsfelder organisationaler Resilienz
Haas et al (https://rb.gy/mrwb0q) bieten ein sehr treffendes und gleichzeitig einfaches Modell, welche vier Gestaltungsfelder sich in organisationaler Resilienz zusammenfinden. Grundgedanke hinter diesem Modell ist, dass die proaktive Gestaltung aller vier Felder, Unternehmen den Weg zu einem resilienten Unternehmen aufzeigt und sie stärkt.
Das Ich: hier geht es um den individuellen Umgang mit Herausforderungen jeder einzelnen Person. Die Summer organisationaler Resilienz ist mehr als die einzelnen Maßnahmen im Unternehmen, nämlich auch die persönliche Resilienz der Mitarbeitenden und Führungskräfte.
Z. B.: Emotionale Selbststeuerung, Umgang mit Spannungsfeldern, etc.Das Team: in diesem Feld geht es einerseits um den Umgang miteinander und andererseits wie man gemeinsam mit Herausforderungen umgeht.
Z. B.: Teamerfolg vor Einzelerfolg, Dialogkultur, Diversität, etc.Das Unternehmen im Innen: dabei wird die formelle und informelle internen Organisation sowie ihre Kultur betrachtet.
Z. B.: Fehler- und Lernkultur, Systemblockaden, Verantwortungen, etc.Das Unternehmen im Außen: hier geht es um dem Umgang des Unternehmens mit Veränderungen in ihrem Geschäfts-/Technologie-/Strategieumfeld und die Märkte.
Z. B.: Kundennähe leben, Netzwerke, etc.
Die fünf Säulen der organisationalen Resilienz
Operativ gesehen und auch zusammenfassend aus gängiger Literatur und Normen, basiert unternehmerische Resilienz auf mehreren, eng miteinander verbundenen Säulen. Diese Bereiche müssen harmonisch zusammenwirken, um die Widerstandsfähigkeit eines Unternehmens zu stärken:
Risikomanagement
Ein effektives Risikomanagement ist die Basis jedes resilienten Unternehmens. Es geht darum, potentielle Bedrohungen frühzeitig zu erkennen und entsprechende Maßnahmen zu ergreifen, bevor sie zu echten Problemen werden. Eine Kultur des offenen Umgangs mit Risiken, in der Risiken nicht nur erkannt, sondern auch aktiv gemeldet und gemanagt werden, ist entscheidend. Es geht darum, eine Balance zwischen Risikoaversion und Risikobereitschaft zu finden, die es ermöglicht, Chancen zu nutzen und gleichzeitig Gefahren zu minimieren.
Geschäftskontinuität und Notfallplanung
Um auch in Krisenzeiten funktionsfähig zu bleiben, müssen Unternehmen sicherstellen, dass ihre kritischen Prozesse durchdacht und robust sind. Business-Continuity-Pläne (BCP) sind hierfür essenziell. Sie ermöglichen es, den Betrieb während unvorhergesehener Ereignisse, wie IT-Ausfällen oder Naturkatastrophen, aufrechtzuerhalten. Regelmäßige Tests und Updates dieser Pläne stellen sicher, dass sie im Ernstfall wirksam sind.
Anpassungsfähigkeit und Innovationskraft
Flexibilität und Innovationskraft sind essentiell, um schnell auf Veränderungen reagieren zu können. Eine Unternehmenskultur, die kontinuierliche Verbesserung und das Lernen aus Fehlern fördert, stärkt diese Fähigkeiten. Es geht darum, ein Umfeld zu schaffen, in dem neue Ideen willkommen sind und wo Fehler als Lernmöglichkeiten betrachtet werden.
Organisation und Führung
Die Kultur eines Unternehmens und der Stil seiner Führungskräfte haben großen Einfluss auf dessen Resilienz. Resiliente Unternehmen zeichnen sich durch eine Kultur des Vertrauens, der Offenheit und Zusammenarbeit aus. Führungskräfte müssen eine klare Vision haben und diese überzeugend vermitteln können. Sie sind in der Lage, in Zeiten der Unsicherheit Zuversicht auszustrahlen und ihre Teams zu inspirieren.
Kommunikation und Informationsaustausch
Eine klare und transparente Kommunikation, sowohl intern als auch extern, ist entscheidend für den Erfolg in Krisenzeiten. Sie hilft, Unsicherheiten zu reduzieren, Vertrauen zu schaffen und sicherzustellen, dass alle relevanten Stakeholder informiert und einbezogen sind.
Die Rolle von Qualitätsmanagement in der organisationalen Resilienz
Was meiner Ansicht nach nicht stark genug hervorgehoben wird, ist die essentielle Rolle, die Qualitätsmanagement für resiliente Unternehmen spielt.
Wenn man die Gestaltungsfelder sowie auch die fünf Säulen von zuvor betrachtet, geht für das geschulte QM-Auge klar hervor, dass Qualitätsmanagement (und natürlich auch andere Managementsysteme) in jeden Teilbereich hineinspielt oder gar die Grundlage dafür liefert.
Die Unternehmensorganisation im Innen ist ganz klar durch ein QM-System geprägt, sei es von den Abläufen und Prozessen oder in Bezug auf die Hierarchie (Aufbauorganisation). Wenn man so möchte ist das eigentlich das Herzstück eines Qualitätsmanagementsystems und einer der Aspekte wozu es überhaupt betrieben wird.
Auch die Unternehmensorganisation im Außen hat eine ganz klare Schnittstelle: ein Qualitätsmanagementsystem besteht nicht aus Selbstzweck und schon gar nicht nur auf eigenen (Wunsch-)Vorstellungen, sondern maßgeblich für die Gestaltung sind die Rahmenbedingungen im Außen, unter denen das Unternehmen agieren muss. So sind nicht nur für die Geschäftstätigkeit des Unternehmens, die unternehmerische Resilienz, sondern auch für das Qualitätsmanagementsystem selbst die Aktualität und deren Einfluss auf das Unternehmen von besonderer Relevanz.
Risikomanagement ist auch eine ganz klare Grundlage für ein zeitgemäßes und wirksames Qualitätsmanagementsystem, genauer gesagt Risiken- und Chancenmanagement. Als eine Basis für die Planung des Qualitätsmanagementsystem braucht es umfassende und laufend aktuelle Risiko- und Chancenanalysen. Um genau auf diese in der weiteren Planung, aber vor allem auch in der operativen Umsetzung des Qualitätsmanagementsystem, also dem operativen Tagesgeschäft, durch angemessene Maßnahmen, achten zu können.
Überleitend in die Geschäftskontinuität und Notfallplanung, sind nicht nur die verschiedenen Risikoanalysen wesentlich, sondern auch der Umgang im Unternehmen mit Prozessen, hinsichtlich Gestaltung, Durchführung oder auch Überwachung, kommen hier zu tragen. Wenn der Umgang mit Prozessen und Abläufen im Alltag schon mehr schlecht als recht funktioniert (was leider oft der Fall ist), dann wird er in der Krise noch schlechter bis gar nicht funktionieren.
Aber bleiben wir doch gleich beim Prozessthema, das schön auch in den nächsten Punkt, die Anpassungsfähigkeit und Innovationskraft einfließt. Wenn ein Unternehmen starre und unflexible Vorgaben im Alltag gewöhnt ist (wobei hier auch die Frage aufkommt, ob diese denn tatsächlich gelebt werden oder ob um diese immer wieder herum gearbeitet wird), dann wird es in einer unsicheren Situation oder Krise nicht plötzlich zu einer agilen, innovativen und anpassungsfähigen Organisation. Auch hier gilt wieder, die Gestaltung, der Umgang im Arbeitsalltag und das Mindset im Arbeitsalltag prägen alle Personen im Unternehmen und sind die Grundlage für das Verhalten in der Krise.
So schließen wir auch an das Thema Organisationskultur und Führung an. Hier nur so viel dazu, ohne angemessener Kultur im Unternehmen ist alles nichts. Peter Druckers Aussage „Culture eats strategy for breakfast.“ (und aller Abwandlungen davon, was dann noch zum Lunch oder zum Dinner serviert wird) von 1991 ist heute wohl noch treffender, denn je. Jede Person, die Erfahrung in Managementsystemen, Prozessmanagement, Change Management, People & Culture, etc. hat, weiß ganz genau, die besten und schönsten Vorgaben oder Softwaretools sind wertlos, wenn die Unternehmenskultur nicht matcht und nicht unterstützend wirkt. In der ISO 9001:2015 hat man sich hier mit Anforderungen rund um das Thema Führung und Bewusstsein genähert.
Und damit kommen wir zum letzten oben genannten Aspekt: Kommunikation und Informationsaustausch. Ich schlage dazu nochmal in die Kerbe der Unternehmenskultur. So wie Kommunikation im Alltag abläuft, wird es auch in der Krise ablaufen. Außerdem, ein ganz großer Fehler, der in Unternehmen im Alltag sehr häufig auftritt: es werden gesicherte Informationen mit ungesicherten Informationen, Vermutungen und Interpretationen vermischt. Im Alltag führt das dann oft zu endlos langen Meetings, ohne wesentlichen Output, Mehrfachschleifen bei Tasks, falschen Ergebnissen, unnötigen Aufgaben oder auch Frustration – für den Alltag, den wir in Unternehmen erleben auf Dauer mühsam, unsinnig und auch belastend. Für die Krise jedoch brandgefährlich: in Krisen mit ungesicherten Informationen oder Vermutungen zu arbeiten und diese 1:1 wie gesicherte Informationen zu behandeln kann zu großem Schaden führen.
Stell dir vor, Feuerwehr, Rettungsdienst und Polizei sind auf der Autobahn bei einem Verkehrsunfall mit einem Gefahrengut-LKW im Einsatz.
Es macht für alle Mitarbeiter einen großen Unterschied, ob der LKW ein explosives Gefahrengut geladen hat oder ob der LKW sicher leer ist.
Gesicherte Informationen können vor großem Schaden bewahren und auch Leben retten.
Und genau diese Klarheit versucht auch ein Qualitätsmanagementsystem in ein Unternehmen zu bringen. Einerseits, dass Zahlen, Daten und Fakten bei der Entscheidungsfindung anstelle von Vermutungen berücksichtigt werden und andererseits jedoch auch klar regeln, welche Stelle darf wann, in welcher Form und an wen bestimmte Informationen kommunizieren.
Wie du siehst, ein für ein Unternehmen tatsächlich individuell angepasstes und zeitgemäßes Qualitätsmanagementsystem ist nicht nur Grundlage für wirksamke und erfolgreiche Unternehmen, sondern auch Kern unternehmerischer Resilienz. Das allerdings gelingt nur, wenn der Qualitätsgedanke im Unternehmen nicht nur auf Produkte oder Dienstleistungen ausgerichtet ist, sondern auf umfassende Unternehmensqualität.
Vorteile einer starken Unternehmensresilienz
Der Aufbau einer starken organisationalen Resilienz bietet Unternehmen zahlreiche Vorteile:
- Zukunftssicherheit: resiliente Unternehmen balancieren bereits im Alltag stabilisierende und dynamische Faktoren so aus, dass ein gesundes und nachhaltiges Unternehmenswachstum möglich ist.
- Erhöhte Anpassungs- und Wettbewerbsfähigkeit: Resiliente Unternehmen können sich schneller an Marktveränderungen anpassen und neue Chancen nutzen.
- Stärkung des Unternehmensimages: Organisationen, die in der Lage sind, Krisen effektiv zu bewältigen und gleichzeitig den Betrieb aufrechtzuerhalten, stärken das Vertrauen ihrer Kunden, Mitarbeiter und Investoren.
- Förderung von Innovation und Kreativität: Eine resiliente Kultur fördert innovative Lösungen und kontinuierliches Lernen.
- Effektivere Managementsysteme: Managementsysteme werden als Ressource genutzt und die Anforderungen wirksam umgesetzt, um so einen maximalen Mehrwert zu generieren. So werden keine Kosten für eine reine Zertifikatserhaltung aufgewendet, sondern ein ausgewogenes Kosten-Nutzen-Verhältnis ermöglicht.
- Langfristige Nachhaltigkeit: Resiliente Unternehmen sind besser in der Lage, nachhaltige Geschäftspraktiken zu fördern, die sowohl dem Unternehmen als auch der Gesellschaft zugutekommen und können Ressourcen auch effektiver und effizienter nutzen.
Fazit
Organisationale Resilienz ist eine zentrale Kompetenz für Unternehmen, die in einer sich schnell verändernden Welt erfolgreich sein wollen.
Durch den Aufbau einer widerstandsfähigen Unternehmenskultur, die Entwicklung robuster Risikomanagement- und Notfallpläne sowie die Förderung von Anpassungs- und Innovationsfähigkeit können Unternehmen nicht nur ihre Resilienz stärken, sondern sich auch optimal auf zukünftige Herausforderungen vorbereiten. Insbesondere durch die wirksame Umsetzung und Nutzung eines Qualitätsmanagementsystems wird eine solide Grundlage für eine zukunftsfähige Organisation geschaffen.
Unternehmen, die in ihre Resilienz investieren, sichern nicht nur ihre Zukunft, sondern positionieren sich als Vorreiter in ihrer Branche.